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Thesis für ein Bio Hotel - Druckversion

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Thesis für ein Bio Hotel - FrauSand - 16.12.2015

Hallo an alle!

Ich bin eine BA Anwärterin im Fach Innenarchitektur und plane im Rahmen meiner Thesis ein Bio Hotel, dessen Restaurant zum größten Teil von einer Aquaponik Anlage ein Stockwerk drüber versorgt werden soll. Da euer Speziallgebiet noch recht neu ist, ist es für mich recht schwierig an geforderten Informationen zu kommen – können Sie mir helfen?

Ich plane eine Aquaponik Anlage auf 323m². Sie soll eine Restaurant mit 82 Sitzplätzen bewirtschaften können. Die durchscnittliche Auslastung liegt wahrscheinlich eher bei 50%. Der Fischgerichtbestellwert wird voraussichtlich eher bei 40-30 Speisen am Tag liegen. Wobei es auch zu bedenken gibt, dass nicht immer ein ganzer Fisch serviert wird.

Leider ist es mir noch nicht gelungen von mehreren Hotels/Restaurants zu erfahren, wie viel Fisch ( u Arten) und Kräuter, eine Gastwirtschaft vergleichbarer Größer im Schnitt in der Woche verbraucht. Habt ihr zufällig Kenntnis über solche Werte?
Wie groß müsste so eine Anlage sein? Wie groß die Tanks, wie viel Liter, wie groß ist der Ertrag und in welchem Zeitraum?

Ich würde mich wahnsinnig über Eure Antworten freuen!


RE: Thesis für ein Bio Hotel - m86m - 16.12.2015

Kommen die Beilagen von extern? Oder soll alles vor Ort produziert werden?


RE: Thesis für ein Bio Hotel - FrauSand - 16.12.2015

Ja, alles was nicht selbst erzeugt werden kann, wir von regionalen Bio Bauern bezogen.

Es handelt sich um ein Hotel mitten in der Stadt, daher gibt es auch keine große Möglichkeiten Beete o.ä. anzulegen. Bienenstöcke auf dem Dach, Aquaponik im Anbau, das sind die Mittel dem Restaurant was beizusteuern.


RE: Thesis für ein Bio Hotel - jjacoo - 17.12.2015

Wow,
das nenn ich mal ambitioniert.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das auf der Fläche funktioniert.
Wenn man mal von 40 Portionen am Tag ausgeht, sind dass immerhin jedenTag 20 schlachtreife Fische (z.B.) Tilapia. Du müsstest also jeden Tag, grob übern Daumen mind. 10 kg Fisch entnehmen, bzw. 250kg Fisch jeden Monat.
Die Formeln für Fischtank,Filter,bzw. Beetvolumen ppro kg schlachtreifen Fisch findest du ja hier im Forum daher will ich die hier nicht nochmal aufklämüsern.
Allerdings brauchst du dafür echt fettes Volumen, ein paar -zig Kubikmeter reichen da kaum, das ist mal Fakt.
Da kommt mir schon der nächste Gedanke, wenn das System in der Größenordnung über dem Retsaurant sein soll, sollte man sicher auch einen Statiker zu Rate ziehen.
Viel Wasser wiegt viel.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall gutes Gelingen und bin gespannt wie es weiter geht.
Ich bin mir siche, dass Dir hier andere mehr helfen können als ich.
Viele Grüße
Jens


RE: Thesis für ein Bio Hotel - georgp - 30.12.2015

Hallo Frau Sand,

(16.12.2015, 16:25 )FrauSand schrieb: Ich bin eine BA Anwärterin im Fach Innenarchitektur und plane im Rahmen meiner Thesis
Wenn ich das richtig lese ist das ein rein akademisches Projekt. Schade, klingt gut.


Zitat:Ich plane eine Aquaponik Anlage auf 323m²
Wenn ich mal die 250kg Fisch unhinterfragt von jjacoo übernehme, sehe ich kein Problem. Ich kopier dir unten die Berechnungen für eine Anlage rein, die der Selbstversorgung eines ca. 150 Personen großen Wohnprojekts dienen wird, mit angenommenen 14kg/Person/Jahr (das ist ca. das doppelte als der Österreichische Durchschnitt, der liegt bei ca 7kg/Jahr), das ergibt ca. 180kg pro Woche. Falls du doppelt so viel produzieren möchtest, weil die Gäste das wegputzen, geht sich das bei deiner verfügbaren Fläche schön aus.
***
Aquaponik Anlage (Skizze)
Ziel: Selbstversorgung für 150 Menschen

7 Mast-Becken mit größengestaffeltem Besatz in Rotation (projektierte Durchlaufzeit von Winzlingen bis zu schlachtreifen Fischen v 1kg ist bei dem untenstehenden Rechenmodell 14 Monate für St. Petersfisch)
1 Becken mit separatem Kreislauf für Quarantäne oder Hälterung
einige kleinere Aquarien für die Nachzucht

alle großen Becken als Rundbecken mit höhenverstellbarem, zentralen Ablauf, ermöglicht variablen Wasserstand, max. Volumen 2m3, max. Besatz 360kg=180kg/m3; Beckendurchmesser zw. 180 und 200cm, Wasserstand max. 75cm
Höhenverstellbarkeit scheint mir am Einfachsten durch Ringe, die auf das zentrale, vertikale Ablaufrohr aufgesetzt werden, in 5 od 10cm Schritten

der rechnerischen Einfachheit halber wird ein lineares Wachstum angenommen, in zweimonats-Schritten von
wenige dkg/60kg/120kg/180kg/240kg/300kg/360kg = ca.1250kg Fisch zu jedem gegebenen Zeitpunkt
bei durchschnittlicher Fütterung von 2% des Körpergewichts (mehr wenn klein, weniger wenn groß) = 25kg/Tag
bei 25g/m2 Pflanzfläche ergibt das 100m2. Durch Beimischung von Wurm-, BSF- und Komposttees oder Urin ins Filterbecken sollte sich das ohne Stress zumindest verdoppeln lassen mit Reifung der Anlage.

bei Ernte von 180kg/Monat (360kg/2 Monate) = 45kg/Woche = 2,16t/Jahr
geteilt durch 150 Bewohner =14,4kg ganzer Fisch/Jahr oder ca 6kg Filet/Jahr

für Ernte-Rückstände (oder Nebenprodukte) durch das Ausnehmen oder Filetieren 2 Optionen:
* an BSF verfüttern - abgenagte Knochen trocknen, zu Mehl vermahlen, und als Kompostzusatz dem Kreislauf zuführen (geschätze Menge 500kg/Jahr) bei dieser Variante würde ich den BSF-Tee dieses BSF-Containers nicht in den Wasserkreislauf einbringen, sondern für erdverwurzelte Pflanzen oder eine separate Hydroponik Anlage verwenden
* im Ganzen trocknen und vermahlen, dem Hühnerfutter beimengen, die auch das Kalzium gut brauchen können (geschätzte Menge 600kg/Jahr)


RE: Thesis für ein Bio Hotel - Wolf-Aqua - 02.01.2016

Salzwasserfische und Aquaponik ist ein spannendes Thema.

Aber warum der St. Petersfisch? Die Preise dafür sind sehr gut aber klappt die Vermehrung?
Gibt es Besatzquellen?

Für die angestrebte Besatzdichte brauch es einiges an Technik.

Über ein paar mehr Informationen zu den AP Projekt für 150 Personen würde ich mich freuen.


RE: Thesis für ein Bio Hotel - georgp - 02.01.2016

Hallo Wolfgang,

(02.01.2016, 12:52 )Wolfgang schrieb: Aber warum der St. Petersfisch?

Nach kurzer Verblüffung ("Salzwasser?") und Wikipedia Recherche muss ich hier richtig stellen: ich meinte den Petrusfisch, nicht den St. Petersfisch. Petrusfisch ist meine bevorzugte Bezeichnung von den in der heutigen Praxis wohl zumeist hybriden Vertretern der Oreochromini, die gängigerweise taxonomisch falsch als Tilapia bezeichnet werden. Genau betrachtet wird der Petrusfisch nur dann so genannt, wenn Sarotherodon galilaeus galilaeus, dessen natürliches Verbreitungsgebiet von Westafrika über das Kongobecken und den Nil bis nach Israel reicht, im Jordan oder in israelischen Küstenflüssen gefangen wird. Aber ich finde, dass "Petrusfisch" im westlichen Abendland einen guten Klang hat, während "Tilapia" nach Billigimport und Umweltsünden klingt. Reine Marketingentscheidung.

Nähere Angaben zu dem Projekt: im Wiener Umland, derzeit sind wir auf Grundstückssuche.


RE: Thesis für ein Bio Hotel - DomWeb - 04.01.2016

Hey Georg,
muss mich auch mal einmischen.
Die Anlagenrechnung ist ganz nett, was ich nicht gut heißen mag ist die Tatsache das du 1250kg Fisch / 7 Becken * 2m³ => 90kg/m³ fahren willst.
90kg pro Kubik ist alles andere als einfach zu handeln, zu befiltern und die Überlebenszeit im Fehlerfall ist extrem kurz.
Wir rechnen mit 20-30kg/m³ je nach Fischsorte und geplanter Schlachtgröße.
Für 25kg Futter pro Tag brauchst du eine ziemliche Oberfläche an Biologie.
Vorfilterung und alles rechnen wir nicht.

Welche Pflanzen hast du geplant ? 25g/m² klingt sehr wenig.
Kenne aussagen von 50g/m²/d für Salate (25 Stück)


RE: Thesis für ein Bio Hotel - georgp - 04.01.2016

Hallo Dom,

(04.01.2016, 10:09 )tiggar schrieb: was ich nicht gut heißen mag ist die Tatsache das du 1250kg Fisch / 7 Becken * 2m³ => 90kg/m³ fahren willst.

Das sei dir unbenommen. Ich bin zur Zeit in einem Kurs "Warmwasser Kreislaufanlagen" der Landwirtschaftlichen Fachschule Edelhof, und verglichen mit dem was die treiben ist meine angedachten Besatzdichte konservativ. Zu bedenken auch, dass das keine Hobbyanlage ist, sondern Bestandteil eines landwirtschaftlichen Vollerwerbs-Arbeitsplatzes, dessen Inhaber auch vor Ort (d.h. in dem Wohnprojekt) wohnt und somit auch bei Alarm (vollelektronische Überwachung der Wasserwerte ist logisch) 24/7 reagieren kann. Die Anlage braucht ein Jahr, um hochzufahren, und es wird kein starrer Plan gefahren, sondern der Aufbau erfolgt in lebendiger Interaktion mit dem Feedback des Systems. Wenn sich etwas als unpraktisch erweist, wird es eben anders gemacht.

Zitat:Welche Pflanzen hast du geplant ? 25g/m² klingt sehr wenig.
Kenne Aussagen von 50g/m²/d für Salate (25 Stück)

Ich bin in meiner Anlage viele Monate mit 10 bis 15g/m² gefahren, und das war sicher zu wenig, aber es war kein Drama. In meinen Augen ist das ein Richtwert, und auch hier gilt das mit dem Feedback des Systems. Es wird so geplant, dass es kein Problem ist, Pflanzbereiche zuzuschalten oder abzukoppeln, indem auch all-natural Hydroponik ohne Fisch (mit Urin, Wurmtee, BSF-Tee, Pflanzenjauchen, etc.) geplant ist. Sinnvollerweise baut man das dann so, dass durch einfaches Öffnen und Schließen von Hähnen Pflanzbereiche (NFT) an der AP oder der HP hängen.

Für Frau Sand ist deine Aussage von 50g/m² certainly good news, weil damit sind wir ja noch weiter von der Vermutung, dass die Produktion dieser Fischmenge auf der ihr zur Verfügung stehenden Fläche nicht funktionieren würde.


RE: Thesis für ein Bio Hotel - georgp - 07.02.2016

(04.01.2016, 16:29 )georgp schrieb:
(04.01.2016, 10:09 )tiggar schrieb: was ich nicht gut heißen mag ist die Tatsache das du 1250kg Fisch / 7 Becken * 2m³ => 90kg/m³ fahren willst.

Das sei dir unbenommen. Ich bin zur Zeit in einem Kurs "Warmwasser Kreislaufanlagen" der Landwirtschaftlichen Fachschule Edelhof, und verglichen mit dem was die treiben ist meine angedachten Besatzdichte konservativ. Zu bedenken auch, dass das keine Hobbyanlage ist, sondern Bestandteil eines landwirtschaftlichen Vollerwerbs-Arbeitsplatzes, dessen Inhaber auch vor Ort (d.h. in dem Wohnprojekt) wohnt und somit auch bei Alarm (vollelektronische Überwachung der Wasserwerte ist logisch) 24/7 reagieren kann. Die Anlage braucht ein Jahr, um hochzufahren, und es wird kein starrer Plan gefahren, sondern der Aufbau erfolgt in lebendiger Interaktion mit dem Feedback des Systems. Wenn sich etwas als unpraktisch erweist, wird es eben anders gemacht.

Tiggar,
du hast natürlich vollkommen recht - ich hab Tilapia mit Clarias verwechselt. Also werde ich doch mehr Backen brauchen - aber es ist sowieso noch ein Weilchen hin bis zur konkreten Plaunung und Ausbau. Ich werde euch informiert halten :-)

Georg


RE: Thesis für ein Bio Hotel - jan - 11.05.2017

Das klingt ja nach einem echt spannenden Projekt.

Kannst du mittlerweile etwas neues vermelden? Wäre sehr daran interessiert.


Jan


RE: Thesis für ein Bio Hotel - Goorms78 - 31.10.2018

Viel Wasser wiegt viel. Und die Inbetriebnahme der Anlage dauert ein Jahr,