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Aquaponik ja oder nein? - Druckversion

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RE: Aquaponik ja oder nein? - Hossa - 04.05.2016

Für mich ist das faszinierende an AP der Kreislaufgedanke mit wenig Energie und die Symbiose.


RE: Aquaponik ja oder nein? - joe-ponix - 05.05.2016

Zitat
"Ist es Aquaponik Gießwasser aus dem Gartenteich zu nehmen? "
Ich habe dieses Jahr den ganzen Garten mit meinem "Bodensatz" aus IBC mit 300 Liter-Tonne gegossen, habe damit ca. vor 2 monaten angefangen und werde Bilder von den Pflanzen dieses Jahr mit dem letzten Jahr vergleichen. Vielleicht mache ich ein Thread dafür auf mal gucken.

Entkoppelte Systeme sind für mich sinnig (und als Aquaponik-Kreislauf) zu bezeichnen, wenn der Schlamm soweit wie möglich zerlegt und mineralisiert wird. Am besten nur Belebt-Schlamm mit verbrauchter Düngelösung wird entsorgt, frischer Schlamm noch zur Düngung anfangs drinbleiben.

Kennt man vom bekannt reinen Lotus: Sie braucht eine gewisse Menge "Schlamm" im Teich, sonst ist sie als Grünpflanze unterwegs und kann nicht genügend kräftige Blüten ausbilden.

Grüße
Joe


RE: Aquaponik ja oder nein? - Gurke - 05.05.2016

Ich behaupte mal die entkoppelten Systeme sind leichter zu managen, 
gerade für die Leute die jetzt mit wenig Erfahrung aber viel Kapital auf den Markt stürmen wollen.

Wenn ständig Frischwasser zugeführt wird und Abwasser entsteht ist es für mich schon nicht mehr ökologisch und Aquaponik wird quasi als Label missbraucht um es umweltfreundlicher aussehen zu lassen und marketingmäßig von dem kurzen Aha-Effekt beim Verbraucher zu profitieren. Das Entkoppeln kann als Feintuning Sinn machen (spiele auch mit dem Gedanken), aber das geklärte Wasser sollte dann zurück zu den Fischen.


Wenn zB. Leute für Millionen "Aquaponik"-Gewächshäuser bauen, mit Material von der Stange, wo das Abwasser in die Kanalisation geleitet wird, die Flächen nicht effizient genutzt und die Energiebilanz eher mau ist, dann empfinde ich das als Augenwischerei und sogar als Schlag ins Gesicht für alle ökologisch orientierten Aquaponiker, die in Eigenregie an ausgereifteren Konzepten arbeiten, bevor sie mit frühreifen Projekten den Namen für alle ruinieren.

All diese Dinge projiziere ich in Entkoppeln oder nicht..  :D ;)


RE: Aquaponik ja oder nein? - Wolf-Aqua - 05.05.2016

Zitat:ein System das in einem geschlossen Kreislauf arbeitet und die Pflanzen und Fische sich gegenseitig nützen, das ist Aquaponik

Nun gut schauen wir uns das mal bei beiden "Arten" an.

Bei gekoppelten Systemen machen wir einen Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der Pflanzen und der Fische. Damit es gut wächst müssen gewisse Mengen an Nitrat und andere Nährstoffe im Wasser sein. Wären diese Nährstoffe deutlich weniger im Wasser würden sich die meisten Fische m.E. wohler fühlen. Auf der anderen Seite bekommen die Pflanzen nicht genau das, was sie brauchen, um ihr Ertragspotential voll zu erreichen. Dies liegt mit daran, dass die Nährstoffe nicht Pflanzenspezifisch angepasst werden können. Alle Pflanzen bekommen halt die gleiche Nährlösung. Der gegenseitige Nutzen liegt darin, dass die Pflanzen das System vor dem Kollabieren retten und die Fische die Nahrung für die Pflanzen bereitstellen.

Bei entkoppelten Systemen ist eine etwas Ökonomischere Sichtweise hilfreich. Eine Aquakultur produziert zwangsweise Abwasser in irgendeiner Form. Dieses darf häufig nur gegen Gebühren eingeleitet werden. Wenn aber nun das Wasser in ein GW fließt und dort verdunstet kann die Aquak. bares Geld sparen. Im Gewächshaus freut sich der Gärtner, weil er weniger Dünger kaufen muss und das Wasser "umsonst" bekommt was er sonst auch bezahlen müsste. Zudem schätze ich, dass die Mikroogarnismen im Fischwasser den Pflanzen gut tun.
Und insgesamt Profitieren beide Seiten, weil durch diese Kombination m.E. ein gutes Vermarktungsargument entsteht, wodurch die Produkte evt. besser abgesetzt werden können.
Also auch bei entkoppelten Systemen haben Fische und Pflanzen einen gegenseitigen Nutzen.


Nun kurz zwei Sichtweisen...

Aus der Sicht des Aquakulturisten ist die Nutzung eines Gewächshauses intergrierter Gartenbau.

Aus der Sicht eines Gärtners ist die Nutzung einer Aquakultur intergrierte Aquakultur.

Und dabei spielt es noch nicht mal eine Rolle ob gekoppelt oder nicht.
Nun könnte man (fast schon ketzerisch) fragen: Ist Aquaponik nur ein Trendwort für Bergiffe die es schon lange vorher gab?

Zitat:Ich sehe Aquaponik als Steigerung von biologischem Anbau

Damit bringst du mich auf einen guten Punkt. Aus meiner Sicht gibt es qualitativ nichts besseres als Pflanzen die auf einem gesunden Boden (Erde) gewachsen sind. Und das wird auch nie ein Hydro oder Aquaponik System auch nur annährend erreiechen.

Zitat:in der oft die Wasserwerte analysiert werden müssen

Nun gut das sollten man in einem AP System auch. Denke, dass das Messintervall von der Intensität abhängt.

Zitat:Bei Hydroponik (haben wir auch lange gemacht) kann es dir immer passieren das Jungpflanzen verbrennen, man deutliche Überdüngungsanzeichen hat

Alles eine Farge des know how´s (s. Aquatec). Ich mein bei dem einen (Hydro) sterben mir kleine Pflanzen und bei dem anderem Tiere...

OFF TOPIC Allerdings muss man sagen, dass es je nach System mit dem Pflanzen innerhalb eines Tages vorbei seien kann. Z.B. NFT bei einem richtig warmen Sommertag, morgens fällt die Pumpe aus und man kann erst Abends in die Anlage. Ja...und dann auch nur noch die Pflanzen auf dem Kompost werfen.

Es scheint so, dass sich zwei "Typen" von Aquaponikern entwickeln.

Die einen, die eine relativ geringe Intensität bevorzugen. Fische und Pflanzen müssen nicht das Maximum erreichen in welchen Punkten auch immer.

Und die anderen, die beide Seiten (Fische und Pflanzen) auf eine hohe Intensität setzen. Meistens mit den Blick in Richtung kommerzielle Anlage.

Als ich bei einer Forschungs Konferenz zum Thema Aquaponik war, traf ich Prof. Palm. Der bekannterweise den Lehrstuhl für Aquakultur in Rostock hat und viel in richtung Aquaponik forscht.
Ich fragte ihm unter anderem die Frage dieses Themas und seine Antwort lautete in etwa: Es ist eigentlich egal ob man das Aquaponik nennen kann oder nicht. Fakt ist, dass es eine gute Sache ist!


RE: Aquaponik ja oder nein? - robbanu - 05.05.2016

Da hat der Professor Recht. Jede Fischzucht ist Aquaponik, denn die Nährstoffe werden  von Pflanzen verwertet.

Ob nun im See, nach einem Fischbecken oder in einem abgeschlossenen Aquarium mit Kiesbeet obenauf. (Selbst wenn man den Inhalt seines Aquariumfilters wegwirft, werden davon Pflanzen wachsen, irgendwo)

Das bei Euch die europäische Sichtweise mit all den ökonomischen Vor-und Nachteilen vorherrscht, ist klar.

Ein kurzer Einwurf aus Afrika: In den Tropen ist Aquaponik technisch gesehen(nicht klimatisch) schwieriger als unter ausgezeichneten europäischen (technischen) Bedingungen (im Vergleich gibt’s bei Euch: billig Wasser, billig Strom, der auch noch ständig erhältlich, Baumarkt, schnelles Internet, um Videos anschauen zu können, also schnellste Wissenserlangung etc)

Ich habe hier so alles durchprobiert, an Bio-Filtern. NFT, Kiesbeet, DWC etc etc. Und ich nutze alles. Mehr oder weniger intensiv, je nach Nachfrage unserer Küche und meiner Faulheit. Soll ja kein Stress werden.

Eins aber ist dabei immer konstant. Ich habe abends nur 3h Strom vom Generator. Und damit pumpe ich alles Wasser für den nächsten Tag hoch in meine Wassertanks. (Und wechsle das Fischwasser einmal komplett)

Um Fisch-und Pflanzenwasser zu wechseln (tagsüber OHNE STROM) lasse ich Wasser nachlaufen. Bei den kleinsten Fischen rein, bei den Größten raus. Da alles kaskadenartig angelegt ist, kommt das Wasser überall durch (Fische/Pflanzen/Fischnahrung) und landet am Ende im Generalüberlaufbecken. Was auch regenzeitliche Regengüsse abfängt. Von dort dann mit Gießkanne zu den terrestrischen Pflanzen. (Würde auch eine Pumpe im Endüberlauf gehen -> Wasser in Tank-> und dann Rieseln lassen, fehlt aber im Moment die Pumpe, und ich bin erst wieder in 2 Jahren in D)

Dieses Nachlaufen lassen hat den Vorteil, dass die Pflanzenwurzeln in den NFT immer schön kühl bleiben und versorgt werden. Egal ob Stromausfall oder nicht. Würde ich das über Mittag abdrehen, würden die Wurzeln im NFT zu heiß.(Ich habe keine Häuser/Dächer drüber) Nur ein Mangobaum und Tilapia essen Mangos :shy:

So läuft alles prima. Insgesamt hab ich so was um die 25.000l , die die ganzjährige Fischversorgung meiner (auch weiteren) Familie sicherstellen (ca. 10 Personen). Meine terrestrischen Kaffeepflanzen, die nur mit Aquaponik-Wasser gegossen wurden(seit 2 Jahren), haben schon viele Kaffeekirschen…

Wie ein Vorredner sagte, ist solch ein entkoppeltes System einfacher zu händeln. Ob nun für Anfänger oder unter schlechteren Bedingungen wie hier, ist dabei egal.
Ein Stromausfall interessiert nicht, wenn man das System auf stromlos konzipiert hat :cool:

Es ist leicht und man kann vieles probieren. Ich kann auch meine Frau mal damit 2 Monate mit dem System alleine lassen und alles läuft. (Und sie hat absolut keine Ahnung davon)

Ich messe nie etwas, beobachte aber die Pflanzen und Fische recht genau. Auch die Wasserfarbe und Geruch sagt vieles aus.

Letztlich, es reicht zur Selbstversorgung dicke aus! 3mal die Woche Fisch, einmal davon Fischbuletten. Die Kinder lieben es!!  Und das war mein Hauptgrund. Ich könnte jetzt damit Geld verdienen, habs aber nicht eilig, sondern widme mich erstmal dem Windradbau (eben um das Wasser doch öfter zirkulieren zu lassen und um das System irgendwann ohne Generatorstrom laufen zu lassen) und kümmere mich um meine wilden Bienen… das ist auch ein Spaß

Ein gekoppeltes System ist schwieriger, definitiv, und man braucht täglich zuverlässigen Strom. Eher was für die Kinder auf dem Küchentisch zu Hause, um es verständlich zu machen. Als Lernanschauung. Da sollte ja kein Wasser rausfliessen. Oder eben für Spezialisten!!!
(Könnte ich ein gekoppeltes System betreiben, nur mit Wind, ich wäre happy!!)

So, nu könnt ihr weitermachen, wegen Eingangsfrage: siehe 2.Satz
Just my 2ct von hier.


RE: Aquaponik ja oder nein? - joe-ponix - 14.05.2016

Zu dem Thema fallen mir die "Constructed Wetlands" ein. KP ob der Ammi da mit-mischt weiß leider nicht wie die dinger auf deutsch heißen, wächst alles auf Erde/Sand/Schlamm mit Drain. Dort kann man doch die Schlamm-Fracht entsorgen und verwerten (Schilf-Gras wird schon in Bio-Meilern zergährt). Ist es schon Aquaponik ?

Kreislauf ist vorhanden, aber Schilfgras könnte meiner Meinung nach mit ordentlich passend viel pflanzen-verfügbaren PK 13/14 [and Friends]  zur Bigg-Budd-Papprika oder tight-tasty-tomatoe mutieren und die Anlage damit einen höheren Mehr-Wert für den Betreiber/die Umwelt schaffen lassen. Denkt doch mal an die Bienchen die wollen doch auch lieber viele bunte Knöspchen statt fades grünes gras. Wenns nur nötig ist Wasser "auszuleihen" bis all Dünger aus der Lösung entfernt ist ? Sicher gehen dass fisch nichts abkriegt durch dosis / Filter -> abgeht die Post.


Den Grün-Schnitt aus den AP-Ernten  kann man ja immernoch in den Bio-Meiler hauen. Die "Wetlands" sind in null komma nix zu "Aquaponik-Wetlands" umkonstruiert glaub ich. Kommt auch als Fänger für das zurückpumpen von toxische Metall-Ionen zwischen entkoppelter Hydroponik (enthält chemo-Dünger) und Fischzucht infrage. Meist wird dann noch mit anderer Korngrößen und Füll-Material "Getuned".

Ich erinnere mich an eine Arbeit, in der die Forscher  "Constructed wetlands" verwendet haben, um Blei aus Deponie-Drainage-Wasser fälschlicherweise in die Bio-Masse der Pflanzen einbauen zu lassen, um diese dort zu fixieren, dann einzuaschen und fachgerecht zu entsorgen. Die Pflanze denkt sie hätte ultra-umfangreiche Ca²⁺-Ionen vor der Nase, dabei sind es ultra-schwere Pb²⁺-Ionen, die durch gleiche Ladung und elektronen-konfiguration  sehr ähnliche chemische Eigenschaften haben. Weiß nich mehr welche Blömskes die da gepflanzt hatten. Schreibt mich bei interesse an dann such ich es nochmal raus.

Grüße Joe


RE: Aquaponik ja oder nein? - Wolf-Aqua - 27.07.2016

Interssantes Paper...

http://www.mdpi.com/2073-4441/8/7/303/html